Die Aufgaben einer Feuerwehr sind vielfältig. Entgegen der Bezeichnung unseres Berufsstandes löschen wir nicht nur Brände. Wir sind auch bei Unfällen für Sie da – nicht zuletzt bei schweren Zusammenstößen im Straßenverkehr. Dabei stellen uns die zunehmend stahlverstärkten Elemente moderner Wagen vor wachsende Probleme: Was einerseits zur Sicherheit im Fahrgastinnenraum beitragen soll, erschwert unsere Arbeit im Falle einer erforderlichen Zerlegung der Karosserie. Dank einer Rettungskarte wissen wir auf Anhieb, an welchen Stellen sich das robuste Material optimalerweise aufschneiden lässt. So helfen Sie uns – und auch sich und Ihren Mitfahrern.
Was ist eine Rettungskarte?
In einer Rettungskarte sind die wichtigsten technischen Informationen zum individuellen Fahrzeugtyp vermerkt. Durch die angezeigte Positionierung der einzelnen Autoparts durch Symbole oder Skizzen erkennen wir bei einem Unfall auf einen Blick, wo wir unsere Werkzeuge ansetzen können. So lässt sich eine unbeabsichtigte Verletzung von Personen im Fahrzeuginnenraum wie durch ein nachträgliches Auslösen des Airbags oder der Zerschlagung von Scheiben verhindern. Unter anderem werden die Positionen der folgenden Elemente in Rettungskarten angegeben:
- Tank und Treibstoffleitungen
- Karosserieverstärkungen
- Airbags
- Gurtstraffer
- Steuergeräte
- Batterie
Abhängig vom Fahrzeugmodell kann es sich bei der Rettungskarte um bis zu sechs DIN-A4-Blätter handeln. Daher wird alternativ auch häufig von „Rettungsdatenblättern“ gesprochen.
Je mehr Konstruktionsdetails der Unfallfahrzeuge uns als Feuerwehr oder auch anderen Rettungskräften vorliegen, desto zielgerichteter können wir unsere Maßnahmen einleiten. Gerade bei drastischen Unfällen kann jede Sekunde über die Schwere der Folgen entscheiden.
Hinweis: Ein zusätzliches Problem bergen gasbetriebene, Elektro- und Hybridfahrzeuge. Zwar werden Stromleitungen in E-Autos mit der hitzebeständigen Synthetikfaser Kevlar ummantelt. Dennoch ist beim Einsatz hydraulischer Geräte eine Beschädigung der Hochvoltleitungen nicht ausgeschlossen. Neben der akuten Gefahr eines Stromschlags bergen die entzündlichen Batterien das Risiko einer Brandentwicklung. Sind uns die Positionen der Akkus und Kabel bekannt, reduzieren sich diese Unsicherheiten auf ein Minimum.
Seit wann gibt es Rettungskarten?
Seit über zehn Jahren gibt es inzwischen bereits die praktische Unfallhilfe. Zum Zweck der schnelleren Personenrettung nach Verkehrsunfällen wurde sie 2009 von der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes, dem Verband der Automobilindustrie sowie dem ADAC gemeinschaftlich entwickelt.
Aktueller Stand
Zwar wird bereits über ein für sämtliche Fahrzeughersteller verpflichtendes, europaweit einheitliches Rettungskarten-System diskutiert. Noch allerdings finden sich den zahlreichen Wagenmodellen und -baujahren entsprechend viele verschiedene Rettungskarten. Und noch liegt es allein an Ihnen, ob Sie sich um Ihr fahrzeugspezifisches Rettungsdatenblatt bemühen. Der Aufwand ist gering: Die passende Auto-Rettungskarte lässt sich unter anderem auf rettungskarten-datenbank.de kostenlos im Internet als PDF herunterladen und anschließend ausdrucken.
Tipp: Nutzen Sie bitte einen Farbdrucker! So erkennen wir noch schneller die Unterschiede einzelner dicht verbauter Fahrzeugkomponenten. Hier auf bussgeldkatalog.org finden Sie eine Übersicht der verschiedenen Herstellen.
Alternativ können Sie Ihren Hersteller direkt um die Zusendung einer Rettungskarte bitten.
Hinweis: Suchen Sie explizit nach Ihrem Fahrzeug. Baujahr, Karosserieform oder Antriebsart können trotz identischer Modellnamen voneinander abweichen. Überprüfen Sie zudem in regelmäßigen Abständen die Aktualität Ihrer Rettungskarte. Aufgrund neuer technischer Erkenntnisse sind inhaltliche Veränderungen nicht ausgeschlossen.
Wo sollten Sie Ihre Rettungskarte aufbewahren?
Eine Rettungskarte allein hilft leider nicht, wissen wir und andere Rettungskräfte nicht, wo wir sie finden. Aus diesem Grund hat sich im Laufe der Zeit die Sonnenblende auf der Fahrerseite als einheitlicher Platz zur Aufbewahrung definiert.
Kritiker bemängeln die Sonnenblende zwar als ungeeignet, da nicht alle Modelle über einen erforderlichen Gummizug zum Halten der Papiere verfügen. Doch entgegen den vorgeschlagenen Alternativen wie Handschuhfach oder Seitenablage wurde in diversen Tests die besonders schnelle Zugänglichkeit von Rettungskräften zur Rettungskarte über die Sonnenblende bestätigt.
Auch nach unserer Erfahrung ist die Sonnenblende der ideale Aufbewahrungsort. Denn zusätzlich zum einfachen Zugriff ist die Gefahr eines Verrutschens oder einer Beschädigung hier besonders gering.
Tipp: Sie können Ihre Rettungskarte auch in einer Kunststoffhülle von innen an der Windschutzscheibe befestigen. Ihre Sicht sollte dadurch aber keinesfalls beeinträchtigt werden.
Hinweisaufkleber
Schließlich benötigen wir noch ein letztes Mal Ihre Unterstützung: Lassen Sie uns wissen, dass Sie eine Rettungskarte in Ihrem Auto mit sich führen. Auch der eigens für diesen Zweck gestaltete Aufkleber hat seinen angestammten Platz. Befestigen Sie den Hinweis „Rettungskarte im Fahrzeug“ bitte von innen am oberen oder unteren Rand der Fahrerseite Ihrer Windschutzscheibe.
Tipp: Sie erhalten den Aufkleber kostenlos beim TÜV oder von der DEKRA zugeschickt.
Digitale Rettungskarte
Inzwischen lassen sich die meisten Rettungskarten auch digital einsehen. Fast alle Hinweisaufkleber enthalten einen zusätzlichen QR-Code, über den wir via Smartphone oder Tablet Ihre Fahrzeuginformationen abrufen können. Zur doppelten Sicherung empfehlen wir Ihnen dennoch das zusätzliche Mitführen der Datenblätter.
Die Zukunft hat begonnen
Bei schweren Unfällen mit Deformationen, Feuer oder zerborstener Frontscheibe und Starkregen werden möglicherweise sowohl der QR-Code als auch die aufgeweichte oder verbrannte Rettungskarte unlesbar. Doch eine Lösung ist in Sicht: Bald schon sollen wir durch das Einscannen Ihres Nummernschildes die erforderlichen Fahrzeugdaten einsehen können.